Der Einfluss von Sicherheiten im Leben auf die freie Entfaltung

22. Jun 2022

Der Einfluss von Sicherheiten im Leben auf die freie Entfaltung

22. Jun 2022

Der Einfluss von Sicherheiten im Leben auf die freie Entfaltung

Welches Maß an Sicherheit ist „gesund“ und beeinflusst die persönliche Entfaltung nicht?

PreventON

Beeinflussen Sicherheiten im Leben die freie Entfaltung?

Im Prinzip empfinden die meisten Menschen Sicherheiten im Leben rein intuitiv als gut und durchaus nützlich. Gleichzeitig ist es jedoch auch denkbar, dass scheinbar „gut gemeinte“ Sicherheiten ebenfalls auch negative Effekte auf die individuelle Entfaltung haben. Dementsprechend stellte sich eine niederländische Forscherin folgende Frage: Welches Maß an Sicherheit ist „gesund“ und beeinflusst die persönliche Entfaltung nicht?

Hierbei wurde nicht nur die Sicherheit der körperlichen Unversehrtheit betrachtet, sondern ergänzend ausbildungstechnische, berufliche, finanzielle und partnerschaftliche Aspekte. Die Coronapandemie und der Klimawandel stellen aktuell die wichtigsten Einflussfaktoren auf relevante Sicherheitskonzepte hinsichtlich Lebensräume, Gesundheit, Arbeitsplatz und Einkommen dar.

Es fällt auf, dass Sicherheiten scheinbar überall gefragt sind und das Wohlbefinden einer Person fördern. Dennoch widmete sich Doktorandin Josette Daemen vom Institute of Political Science, Faculty of Social and Behavioural Sciences in Leiden (Niederlande) der Forschungsfrage, ob das Streben nach Sicherheiten im Leben die freie Entfaltung behindern kann (Journal of Value Inquiry, 2022; DOI: 10.1007/s10790-021-09870-6).

Daemen legt im Zusammenhang ihrer Untersuchungen dar, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, wie Sicherheiten zu unserem Wohlbefinden beitragen können. Damit die größten Vorteile von Sicherheit voll ausgeschöpft werden, ist es beispielsweise relevant, dass sich die eigenen Überzeugungen und Gefühle mit den geschaffenen Fakten decken. Das persönliche Gedeihen ist immer dann gefährdet, wenn geschaffene Sicherheiten zum Beispiel Veränderungen, Überraschungen oder erfreuliche Wagnisse verhindern, die manchmal auch für ein gutes Leben nützlich sind“ so Daemen.

Sicherheiten im Leben können auf Basis der Forschungsergebnisse zweischneidig betrachtet werden. Denn mit dem Streben nach Sicherheit können ebenso „Kosten“ und „Gefahren“ einhergehen. So können die sinnvollen Maßnahmen zur Reduktion von COVID-19-Infektionen durch staatlich angeordnete Kontaktbeschränkungen mitunter auf Kosten der individuellen Freiheit und der psychischen Gesundheit in der Bevölkerung einhergehen, gab Daemen zu bedenken. Weiterhin gefährdet die Sicherheitspolitik des Staates zudem finanzielle Sicherheiten von Bürger*innen, die in bestimmten Berufsgruppen angesiedelt sind. Hierzu zählen in Bezug auf Corona zum Beispiel der Veranstaltungsbereich und die Gastronomie.

Außerdem ist das Wesen einer einzelnen Person in diesem Kontext nicht außer Acht zu lassen. So lassen sich einige Menschen vornehmlich von ihren Ängsten und Bedenken leiten, wohingegen andere ein erfülltes Leben erst dann als solches wahrnehmen, wenn das Leben gewisse Unsicherheiten und „Gefahren“ birgt. Das optimale Maß ist womöglich eine gute Balance zwischen gewünschter Sicherheit und Wagnis zu schaffen, die für jedermann individuell ist, so das Fazit der Doktorandin. 

Quelle: Ärzteblatt

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