17. Okt 2025

Hirn an Leber

17. Okt 2025

Wie Stress den Blutzucker direkt beeinflusst – neue Erkenntnisse. Ein Team von Forschenden aus New York hat herausgefunden, wie das Gehirn und die Leber in rascher Reaktion auf Stress zusammenarbeiten – und was das für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes bedeuten könnte. Die Ergebnisse sind in der renommierten Fachzeitschrift Nature (2025) erschienen.

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Was wurde entdeckt?

  • Bei Mäusen zeigten die Wissenschaftler, dass das Corpus amygdaloideum – ein Teil des Gehirns, der auf Gefahr oder Stress reagiert – eine direkte polysynaptische Verbindung zur Leber hat. Polysynaptisch bedeutet: Es sind mehrere Nervenzellen, die Signale weiterleiten.
  • Innerhalb von einigen Minuten nach einem Stressereignis steigt der Blutzuckerspiegel deutlich an – noch bevor das Stresshormon Kortison wirksam wird. Das passiert über Adrenalin, das über das sympathische Nervensystem wirkt, und indem die Leber Glukose aus Aminosäuren herstellt (Glukoneogenese).

Warum ist das wichtig?

  • Die direkte Verbindung erklärt, warum manche Stressreaktionen so schnell zu einem Blutzuckeranstieg führen – und warum dauerhafter Stress ein Risikofaktor für Typ-2-Diabetes sein kann.
  • Wenn das Amygdala regelmäßig aktiviert wird (z. B. durch chronischen Stress), kann es zu einer langfristigen „Feuereinstellung“ kommen: Die Leber reagiert dauerhaft mit erhöhtem Glukoseaufbau, weil sich mehr Beta-2-Rezeptoren bilden.

Wie wurde geforscht?

  • Die Forschenden um Sarah Stanley von der Icahn School of Medicine, New York, verwendeten unter anderem sogenannte Viren-Markierungen (z. B. modifizierte Tollwutviren), um Nervenverbindungen sichtbar zu machen.
  • Sie identifizierten, dass Signale aus dem medialen Amygdala über den ventromedialen Hypothalamus weitergeleitet werden, von dort aus über Neuronen des sympathischen Nervensystems zur Leber.
  • In Experimenten deaktivierten sie die Zellen des medialen Amygdala – dann blieb der Blutzuckeranstieg bei Stressern aus. In anderen Fällen wurden diese Nervenzellen künstlich aktiviert – auch ohne äußeren Stress stieg der Blutzucker.

Fazit

Diese Studie liefert neue Hinweise darauf, dass unser Körper auf Stress nicht nur über Hormone wie Cortisol reagiert, sondern auch über schnelle neuronale Wege, die direkt von Gehirn zu Leber führen.

Für Menschen könnte das bedeuten:

  • Mehr Aufmerksamkeit auf Stressmanagement – gerade wenn Stress oft vorkommt.
  • Frühe Präventionsmaßnahmen könnten helfen, die Aktivierung dieser Signalwege einzudämmen.
  • Neue Therapien könnten gezielt diese Verbindungen oder deren Wirkung dämpfen, um den Blutzucker stabil zu halten.


Quelle

Stanley, S. et al. (2025). Nature, DOI: 10.1038/s41586-025-09420-1 – „Polysynaptic amygdala-liver circuit mediates stress-induced hyperglycemia“.

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