Was wurde entdeckt?
- Bei
Mäusen zeigten die Wissenschaftler, dass das Corpus amygdaloideum –
ein Teil des Gehirns, der auf Gefahr oder Stress reagiert – eine direkte
polysynaptische Verbindung zur Leber hat. Polysynaptisch bedeutet: Es sind
mehrere Nervenzellen, die Signale weiterleiten.
- Innerhalb
von einigen Minuten nach einem Stressereignis steigt der
Blutzuckerspiegel deutlich an – noch bevor das Stresshormon Kortison
wirksam wird. Das passiert über Adrenalin, das über das
sympathische Nervensystem wirkt, und indem die Leber Glukose aus
Aminosäuren herstellt (Glukoneogenese).
Warum ist das wichtig?
- Die
direkte Verbindung erklärt, warum manche Stressreaktionen so schnell zu
einem Blutzuckeranstieg führen – und warum dauerhafter Stress ein
Risikofaktor für Typ-2-Diabetes sein kann.
- Wenn
das Amygdala regelmäßig aktiviert wird (z. B. durch chronischen Stress),
kann es zu einer langfristigen „Feuereinstellung“ kommen: Die Leber
reagiert dauerhaft mit erhöhtem Glukoseaufbau, weil sich mehr
Beta-2-Rezeptoren bilden.
Wie wurde geforscht?
- Die
Forschenden um Sarah Stanley von der Icahn School of Medicine, New York,
verwendeten unter anderem sogenannte Viren-Markierungen (z. B.
modifizierte Tollwutviren), um Nervenverbindungen sichtbar zu machen.
- Sie
identifizierten, dass Signale aus dem medialen Amygdala über den
ventromedialen Hypothalamus weitergeleitet werden, von dort aus über
Neuronen des sympathischen Nervensystems zur Leber.
- In
Experimenten deaktivierten sie die Zellen des medialen Amygdala – dann
blieb der Blutzuckeranstieg bei Stressern aus. In anderen Fällen wurden
diese Nervenzellen künstlich aktiviert – auch ohne äußeren Stress stieg
der Blutzucker.
Fazit
Diese Studie liefert neue Hinweise darauf, dass unser Körper
auf Stress nicht nur über Hormone wie Cortisol reagiert, sondern auch über
schnelle neuronale Wege, die direkt von Gehirn zu Leber führen.
Für Menschen könnte das bedeuten:
- Mehr
Aufmerksamkeit auf Stressmanagement – gerade wenn Stress oft vorkommt.
- Frühe
Präventionsmaßnahmen könnten helfen, die Aktivierung dieser Signalwege
einzudämmen.
- Neue
Therapien könnten gezielt diese Verbindungen oder deren Wirkung dämpfen,
um den Blutzucker stabil zu halten.
Quelle
Stanley, S. et al. (2025). Nature, DOI: 10.1038/s41586-025-09420-1
– „Polysynaptic amygdala-liver circuit mediates stress-induced hyperglycemia“.