Ängste sind normal – aber manchmal blockieren sie. Ob Nervosität vor einer Präsentation oder lähmende Panik: Angst im Job ist weit verbreitet. In moderatem Maß kann sie motivieren und die Leistung steigern. Dauerhafte oder intensive Angst hingegen beeinträchtigt Arbeitsfähigkeit, Lebensqualität und Gesundheit. Typische Folgen sind Vermeidung, Fehler oder ständige Anspannung.
Sieben Arten von Angst am Arbeitsplatz – und wie sie sich äußern
Angst am Arbeitsplatz ist weit verbreitet – und sie zeigt sich nicht immer gleich. Das „Arbeits-Angst-Interview“, ein spezieller Diagnosefragebogen für arbeitsplatzbezogene Angsterkrankungen, unterscheidet sieben verschiedene Formen von Ängsten, die sich direkt auf das Berufsleben auswirken können.
1. Soziale Angst
Menschen mit sozialer Angst fürchten Kontakte mit Kollegen, Vorgesetzten,
Kunden oder Patienten. Während manche von Natur aus eher schüchtern sind,
entwickeln andere diese Angst durch Erfahrungen in Kindheit und Jugend. Leichte
Ausprägungen führen dazu, dass Betroffene bestimmte Situationen meiden, in
denen sie bewertet werden. In starker Ausprägung fällt es ihnen schwer, sich im
Team einzubringen, Meetings zu besuchen oder gemeinsam zu essen – der
Arbeitsalltag kann zur Qual werden.
2. Versagensangst
Diese Angst äußert sich in dem Gefühl, den beruflichen Anforderungen nicht
gewachsen zu sein. Fehler oder Veränderungen, wie neue Aufgaben oder Programme,
können extrem verunsichern. Betroffene wirken oft fahrig oder hilflos. Eine
besondere Form ist das sogenannte Hochstapler-Selbstkonzept: Trotz objektiv
großem Erfolg fehlt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, und es entsteht
ein ständiger Druck, noch mehr leisten zu müssen.
3. Gesundheits- und körperbezogene Angst
Hier sorgen sich Betroffene übermäßig um mögliche gesundheitliche Folgen der
Arbeit. Schon Lärm oder Materialien im Büro können als gefährlich empfunden
werden. Symptome wie Rückenschmerzen oder Herzklopfen werden katastrophisierend
bewertet. Das kann zu Schonverhalten, fehlerhafter Arbeitsweise oder Meiden
bestimmter Tätigkeiten führen.
4. Situative Angst
Diese Angst ist an bestimmte Orte, Aufgaben oder Situationen gebunden. Ein
konkreter Auslöser kann zu Anspannung oder Panik führen und wird oft aktiv
gemieden. Häufig handelt es sich um erlernte Ängste, die nach einem
gravierenden Fehler oder einer belastenden Erfahrung entstanden sind.
5. Arbeitsplatzbezogene Sorgenangst
Menschen mit dieser Form neigen zu ständiger Grübelei und Besorgnis rund um die
Arbeit. Gedanken, die das Maß überschreiten, rauben Energie, stören den Schlaf
und beeinträchtigen das Privatleben. Das Risiko für Erschöpfung oder Burnout
ist hoch.
6. Arbeitsplatzbezogene posttraumatische
Belastungsstörung
Erlebte Traumata am Arbeitsplatz, wie etwa ein Banküberfall, können zu
dauerhaften Angstreaktionen führen. Erinnerungen an das Ereignis lösen Panik
oder Stress aus, und Orte oder Situationen, die mit dem Trauma verbunden sind,
werden gemieden.
7. Arbeitsplatzphobie
Betroffene empfinden schon beim Gedanken an die Arbeit extreme Angst bis hin zu
Panik. Dies führt häufig zur völligen Vermeidung und kann langfristig zu
Arbeitsunfähigkeit führen.
Ursachen von Arbeitsplatzangst
Wenn Angst zur Blockade wird
Angst wird problematisch, wenn sie den Alltag dominiert: Aufgaben werden gemieden, Fehler passieren häufiger, Stress steigt – im schlimmsten Fall droht Arbeitsunfähigkeit. Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns warnt, aber überhandnehmen darf sie nicht.
Strategien zur Bewältigung
Rolle des Arbeitsumfelds
Fazit:
Arbeitsplatzängste sind vielfältig und ernst zu nehmen. Das Erkennen der spezifischen Form ist der erste Schritt, um gezielt Hilfe zu erhalten und Strategien zu entwickeln, die den Arbeitsalltag wieder erleichtern.
Quelle: Beate Muschalla, Michael Linden: Arbeitsplatzbezogene Ängste und Arbeitsplatzphobie. Phänomenologie, Diagnostik, Behandlung. Kohlhammer, Stuttgart 2013