Das hohe Stresslevel in Unternehmen und damit verbundene Gefühle der Überforderung, sowie eigene Ansprüche an sich selbst sind heutzutage längst keine Seltenheit mehr. Wir sind bestrebt unsere Arbeit gut zu machen, zu allem Ja zu sagen und erfolgreich zu sein. Dadurch erhöhen wir den Druck auf uns selbst immer mehr. Die Folge: immer längere To-Do Listen, immer weniger Ruhezeiten bis hin zu Erschöpfung und Burnout.
Dabei gibt es etwas, das wir tun können. Wir können versuchen, unsere Denkweise zu verändern und somit zu mehr Abstand und Gelassenheit zu gelangen, um unseren Fokus neu zu setzen und wieder zu uns selbst zu finden.
Was empfiehlt der Experte? Jörg-Peter Schröder hat in Managerseminare eine Zusammenfassung geliefert. Laut Schröder gewinnen wir Gelassenheit durch:
Weniger Selbstanpeitschen: Durch vorgegebene Ziele, Verpflichtungen und der Angst, nicht allen Anforderungen gerecht werden zu können, setzen wir uns selbst unter Druck und erwarten stetig mehr von uns. Es ist wichtig sich klar zu machen, dass es OK ist eine Pause einzulegen, oder sich abends auf der Couch vom Fernseher berieseln zu lassen. Es ist nicht nötig ein schlechtes Gewissen zu haben. Der Körper braucht Ruhephasen, um sich regenerieren zu können und neue Energie zu tanken, sodass wir danach wieder voll einsatzbereit sind.
Weniger körperliche Selbstsabotage: Es ist wichtig, auf den eigenen körperlichen Biorhythmus zu achten, um seine persönliche Balance zu finden. Dies sollte nicht aufgrund der Arbeit missachtet werden. Ist man erst um 09:00 Uhr leistungsbereit ist es nicht förderlich sich jeden Morgen um 6:00 Uhr auf die Arbeit zu quälen. Vielmehr kann man diese Zeit nutzen, um seine Ressourcen aufzuladen und dann frisch gestärkt ans Werk zu gehen.
Weniger Perfektionismus: Das Leben, das in den Medien, wie zum Beispiel Instagram gezeigt wird, erzeugt oft Druck, nach Außen das perfekte Leben führen zu müssen. Dabei sollte man sich stets bewusst sein, dass soziale Medien nicht das alltägliche Leben widerspiegeln, ganz getreu dem Motto „Es ist nicht alles Gold was glänzt…“. Das Absenken der eigenen Erwartungen hilft, den Druck an sich selbst, etwas erfüllen zu müssen, zu minimieren. Es ist empfehlenswert sich von der Social-Media-Welt abzukapseln, um mehr zu sich selbst zu finden.
Weniger Vergleichen: Je mehr wir haben, umso mehr wollen wir. Zufriedenheit im Hier und Jetzt ist vielen nicht möglich, weil die Ansprüche und Anforderungen stetig steigen. Das Vergleichen macht noch unzufriedener und fördert innere Konflikte. Das Ziel sollte aber sein, seine eigene Kernkompetenz zu finden und zu fördern und nicht, andere Kompetenzen zu übernehmen. Dabei muss ich mir eins bewusst machen: Jeder von uns hat eine persönliche Kraft und persönliche Ressourcen in sich, von der wir profitieren können und nach der ich mich richten kann.
Weniger Wettbewerbsdenken: der ständige Vergleich zwischen „Du“ und „Ich“ führt zu Unzufriedenheit und Härte gegenüber den eigenen Bedürfnissen. Wir werden daran gehindert aus der eigenen Kraft und nach eigenen Wünschen zu leben. Zudem wirkt sich das ständige Vergleichen negativ auf Zusammenhalt und Gemeinschaft aus.
Weniger Grenzüberschreitung: Um bei sich zu sein sollten eigene Grenzen nicht überschritten werden. Man sollte sich bewusst machen, dass es Ok ist Nein zu sagen und Stopp-Symbole zu setzen.
Dies impliziert auch den direkten Gedanken an sich selbst: „Ich bin nie allein. Wenn keiner mehr da ist, habe ich immer noch mich und auf mich ist Verlass.“ Das Verinnerlichen dieses Gedankens hilft, bewusst Grenzen zu setzen, um sich selbst nicht zu verlieren.
Es ist eine wichtige Aufgabe, langfristig den Abstand zu sich selbst, anderen Menschen und der Arbeit zu finden und aufrecht zu erhalten. Dadurch können wir vorbeugen, dass die Spannung zwischen eigenen Ansprüchen, äußeren Anforderungen und mangelnder Abgrenzungsfähigkeit weiter ansteigt und negative Folgen wie Burnout oder Depressionen bewirkt.
Durch Abstand können wir zu uns selbst finden, uns neu fokussieren, neue Energie tanken und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Erst dann können wir erkennen, was uns wirklich entspricht und was wirklich wichtig ist.
Schröder, Jörg-Peter (2019): All you need is less. In: Beilage zu managerSeminare Heft, 260, S. 12-18