Zucker in offensichtlicher oder versteckter Form ist in Fachkreisen und der Gesellschaft mittlerweile ein anerkannter und allseits bekannter Risikofaktor für die Gesundheit. Für den Fruchtzucker gilt dies noch nicht.
Dabei sind vergleichbare Wirkungen auf Stoffwechsel und Fettleber seit längerem bekannt. Eine interessante Studie aus Zürich konkretisiert die Erkenntnisse. Übergewicht betrifft fast jede zweite erwachsene Frau in Deutschland und fast zwei Drittel der Männer sind davon betroffen. Das Problem dabei: Das so genannte viszerale Fett, also das Fettgewebe um und in den inneren Organen ist heimlich, still und leise stoffwechselaktiv. Betroffen sind Cholesterinwerte, Insulin- und Blutzuckerregulation, Harnsäure und Blutdruck. Im Ultraschall finde sich eine nicht-alkoholische Fettleber. Diese Formen der Veränderung sind häufig asymptomatisch.
Betroffene haben also keine Beschwerden, es tut nichts weh und die persönliche Lebensqualität ist, vielleicht abgesehen von der persönlichen Optik, nicht tangiert. Diese Risikofaktoren führen aber leider oft zu Komplikationen wie Herzinfarkt, Diabetes, Schlaganfall oder Leberzirrhose.
Weniger als 10 % der täglichen Energiezufuhr sollte aus Zuckern kommen. Tatsächlich sind es zwischen 15 % (Erwachsene) und 18 % (Kinder und Jugendliche). Den Hauptanteil der Zufuhr freier Zucker im Kindesalter machen Süßigkeiten (34 %) und Fruchtsäfte (22 %) aus, aber auch zuckerhaltige Getränke (engl. „sugar-sweetened beverages“ [SSB]) spielen eine Rolle, da sie trotz hoher Energiedichte kaum zu einem Sättigungsgefühl beitragen. In der Zeit bis zum zweiten Lebensjahr entwickeln Kinder Ihre Geschmackspräferenzen, die über die gesamte Kindheit dominieren. Ein erhöhter Zuckerkonsum in diesem Zeitraum wirkt also nachhaltig negativ und dürfte eine große Rolle in dem steigenden Anteil übergewichtiger Kinder- und Jugendlicher sein.
Fruchtzucker findet sich nicht nur in Obstsorten wie Trockenobst, Datteln, Feigen, Trauben und Mangos (12 Gramm bis 63 Gramm Zucker pro 100 Gramm Obst). Auch viele Fruchtsäfte, Smoothies oder andere Süßgetränke sind reich an Fruchtzucker.
Ein Team der Uni Zürich wollte die Wirkung von Fruchtzucker auf den Leberstoffwechsel genau wissen und hat 94 gesunde, normalgewichtige junge Männer (18 bis 30 Jahre) in eine Studie aufgenommen und per Los in vier Gruppen eingeteilt: Drei Gruppe bekamen über sieben Wochen täglich drei Becher (jeweils 200 ml) mit Süßgetränken, welche unterschiedlichste Zucker enthielten (Glukose, Saccharose, Fruktose; jeweils 13,3 Gramm pro Deziliter).
Um den Weg der Zucker im Körper verfolgen zu können, wurden diese mit so genannten Tracern markiert. Die vierte Gruppe sollte auf Süßgetränke verzichten und war somit die Kontrollgruppe. Eine signifikante Gewichtszunahme war bis auf die Glukosegruppe (800 Gramm in sieben Wochen) nicht messbar – der Effekt auf den Fettstoffwechsel hingegen deutlich. Die körpereigene Fettproduktion in der Leber hat sich in der Fruktosegruppe verdoppelt. Dieser Effekt war teilweise 12 Stunden nach dem letzten Süßgetränk nachweisbar.
Dies bedeutet konkret: Süßgetränke und insbesondere Fruktose wird in größeren Mengen in Fettsäuren umgewandelt. Das regelmäßige Fluten der Leber erhöht die körpereigene Fettproduktion signifikant und führt zur Mehrverfettung der Leber, zu Insulinresistenz und Diabetes.
Fazit
Achten Sie bei einer mediterran geprägten Ernährung auf Obst mit wenig Fruchtzucker (Beerenobst, Wassermelone, Kaktusfeige, Guave, eingeschränkt auch Aprikosen) und trinken Sie wenig bis gar keine Fruchtsäfte, Smoothies oder Fruchtsaftschorlen.
Quelle: Published:March 05, 2021DOI: https://doi.org/10.1016/j.jhep.2021.02.027