Menschen mit Depressionen sind durch die Corona-Pandemie besonders belastet und gefährdet.
Zudem sind Depressive weniger in der Lage, den Veränderungen der Corona-Pandemie etwas Positives abzugewinnen (beispielsweise schönes Wetter bewusster erleben, oder mehr Zeit mit der Familie zu erbringen), verglichen zum Rest der Gesamtbevölkerung (38%/58%). Depressiv Erkrankte haben dagegen nicht mehr Angst sich mit dem Virus zu identifizieren, sie empfinden die Situation aber deutlich belastender, auch noch Wochen nach dem Lockdown (68%/36%) im Gegensatz zur Allgemeinbevölkerung.
Erschwerend kommt hinzu, dass die fachärztliche bzw. psychotherapeutische Versorgung depressiv Erkrankter durch die Corona-Pandemie erhebliche Einschränkungen erfahren hat. Jeder Zweite berichtet von ausgefallenen Behandlungsterminen seit der Pandemie. Bei jedem Zehnten sind sogar bereits geplante Klinikaufenthalte abgesagt bzw. verschoben worden. Interessant ist, dass nur ein geringer Anteil der Betroffenen Behandlungstermine von sich aus abgesagt hat (13%), was belegt, dass die Fortführung ärztlicher Behandlung bei Erkrankten trotz Pandemie unverändert einen hohen Stellenwert hat.
Nach Hegerl haben mehr als zwei Millionen depressiv erkrankte Menschen in Deutschland Einschränkungen in ihrer medizinischen Versorgung und damit verbunden negative gesundheitliche Folgen durch die Pandemie erlebt. Diese Folgen müssen dringend beachtet werden, um die richtige Balance zwischen präventiven Corona-Maßnahmen und dem dadurch wachsenden Leid aufgrund ausgefallener Versorgung zu finden. Dies sei eine Balance zwischen Leid und Tod, so Hegerl und müsse ernst genommen werden.
Positiv anzumerken ist, dass die Akzeptanz digitaler und telefonischer Behandlungsoptionen durch die Pandemie angestiegen ist: Sahen 2017 „nur“ 40% der Erkrankten Online-Optionen als hilfreich an, sind es mittlerweile schon 55%. 14% der Erkrankten haben seit der Pandemie von diesen Optionen Gebrauch gemacht.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Zahl noch weiter steigen wird, da Online-Angebote in der Pandemie-Zeit eine hilfreiche Option zu den nicht stattfindenden Präsenzterminen sind und helfen können, die Anzahl der Betroffenen als auch die Schwere der Erkrankung einzudämmen.
Friedewald, H. (2020) Deutschland-Barometer Depression: massive Folgen für die psychische Gesundheit infolge der Corona-Maßnahmen. In: Wirtschaftspsychologie aktuell, 4, S. 21-26