Kognition vor dem Hintergrund von Gesundheit, Arbeit und Digitalisierung

06. Dez 2021

Kognition vor dem Hintergrund von Gesundheit, Arbeit und Digitalisierung

06. Dez 2021

Kognition vor dem Hintergrund von Gesundheit, Arbeit und Digitalisierung

Kognition steht im Zusammenhang mit dem Erwerb und der Aufrechterhaltung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen und spielt bei der Arbeit eine Rolle.

PreventON


Das wissen wir bereits über Zusammenhänge und Entwicklungen der kognitiven Leistungsfähigkeit:
Es ist bekannt, dass die Kognition in einem Zusammenhang mit dem Erwerb gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen steht. Einige Studien zeigen zudem, dass eine höhere kognitive Leistung mit folgenden Faktoren einhergeht: erhöhtes Wohlbefinden, besserer allgemeiner Gesundheitszustand, verbessertes Sportverhalten, geringere Unfallrate. Weiterhin sagt eine höhere kognitive Leistung vorteilhafte soziale Umstände voraus.

Doch warum steht die Kognition in einem Zusammenhang mit dem Erwerb und der Aufrechterhaltung von gesundheitsfördernden Lebensweisen?
Ausgangspunkt sind unter anderem die verbalen Fähigkeiten, d.h. sich gut und verständlich ausdrücken sowie komplexe Sachverhalte nachvollziehen zu können, was auch zu einer strikteren Einhaltung des Medikationsplans führt. Mit guten verbalen Fähigkeitengeht auch einher, dass die Kommunikation mit den Ärzt*innen und das Verständnis der medizinischen Informationen besser gelingt. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass niedrige nummerische Fähigkeiten, d.h. Umgang mit Aufgaben, die Schätzungen und allgemeinere Entscheidungen erfordern, mit einer verschlechterten Risikoabwägung einhergehen. Insgesamt beeinflusst die kognitive Leistungsfähigkeit also viele alltägliche Entscheidungen, die einzeln betrachtet jedoch nicht kritisch sein müssen. Kumulativ können diese aber den Unterschied machen.

Inwiefern spielt Kognition bei der Arbeit eine Rolle und wie kann Arbeit die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen?
Prinzipiell ist es uns nicht möglich, eine Verbesserung der kognitiven Leistung über unser eigentliches Potenzial hinaus zu erzielen. Unter guten bzw. positiven Bedingungen kann die Arbeitstätigkeit jedoch unsere kognitiven Fähigkeiten aufrechterhalten. Stress wiederum kann zur Folge haben, dass sich unsere kognitiven Fähigkeiten verringern. Nicht jede Belastung führt aber auch automatisch zu einer Beanspruchung. Dies veranschaulicht deutlich im Folgenden das Belastungs-Beanspruchungs-Modell.

Belastungs-Beanspruchungs-Modell: Unter Belastungen werden alle Einflüsse zusammengefasst, die von außen auf Mitarbeitende einströmen können. Belastungen sind zunächst neutral und können ganz unterschiedliche Auswirkungen auf die Mitarbeitenden haben. Das hängt davon ab, wie der oder diejenige die Belastungen interpretiert und über welche Ressourcen zur Bewältigung der Mitarbeitende verfügt. Die unmittelbare Auswirkung von Belastungen im Individuum nennt man Beanspruchung. Diese zeigt sich beispielsweise als Gereiztheit oder Erschöpfung. Nicht immer müssen Belastungen auch zu Beanspruchungen führen. Belastungen können auch als positiv empfunden werden und zum Lernen sowie Wachstum beitragen.

Nicht immer können Belastungen reduziert oder sogar vermieden werden. Um Beanspruchungsfolgen zu reduzieren, gibt es verschiedene Ansatzpunkte:

· Anpassung der Belastungsfaktoren an die Fähigkeiten der Mitarbeitenden (sind die Anforderungen ggf. zu hoch vor dem Hintergrund der Qualifizierung oder vor dem Hintergrund vorhandener privater Belastungen?)

· Stärkung der Ressourcen der Mitarbeitenden, um mit Belastungen besser umgehen zu können, z.B. ein Kurs im Zeitmanagement oder die Investition in ein positives Teamklima

Insgesamt ist es wichtig, dass sowohl Über- als auch Unterforderung vermieden werden, denn wir wissen mittlerweile, dass auch Unterforderung zu physischen und mentalen Beanspruchungsfolgen führen kann.

Das sind die wichtigsten Konstellationen im Belastungs-Beanspruchungs-Modell:
Im Kontext des Belastungs-Beanspruchungs-Modells ist es wichtig, folgende Konstellationen und deren Auswirkungen zu verstehen: Wenn hohe Anforderungen mit niedriger Kontrollierbarkeit des Arbeitsablaufes und -inhalts gekoppelt sind, entsteht mit hoher Wahrscheinlichkeit Stress. Sind beide Dimensionen in dieser Ausprägung vorhanden, dann ist die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Erkrankung deutlich erhöht. Studien haben nachgewiesen, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um den Faktor 1,4 bis4,0 erhöht ist. Kardiovaskuläre Risikofaktoren (wie zum Beispiel Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte) sind sogar um den Faktor 7,2 erhöht. Zudem sind diese sogenannten „High Strain Jobs“ mit einer schlechteren Erinnerungsfähigkeit und einem kognitiven Abbau bei Renteneintritt verbunden. Charakteristisch gehen mit diesen Beschäftigungen häufig Überstunden, Schlafmangel, Lärm und Kälte einher. Aktive Jobs (hohe Kontrolle bei hohen Anforderungen) gehen mit weniger Krankheiten einher als passive Jobs (geringe Kontrolle bei geringen Anforderungen) und fördern die Ressourcenbildung. Neuartige Situationen werden beispielsweise als positive Herausforderung angesehen. Eine hohe Komplexität sowie geringe kognitive Fähigkeiten bei passiven Jobs sind hingegen mit Stress und Alkoholkonsum verbunden. Das bedeutet, dass Personen mit einem beispielsweise schlechten Zahlenverständnis, welche normalerweise kaum Anforderungen und Kontrollspielraum im Job erleben, bei der Konfrontation mit hochkomplexen Arbeitsaufgaben mit erhöhtem Stress und einem gesteigertem Alkoholkonsum reagieren. Folglich ist es auf Grundlage dieser Kombinationen wichtig, jeweils die Belastungen mit vorhandenen Ressourcen zu verknüpfen, um die Kognition im Arbeitsalltag zu schützen und zu erhalten sowie den Zeitdruck zu verringern. Es sollen also Belastungen, denen eine Person keine passenden Ressourcen entgegensetzen kann, reduziert werden und durch solche Herausforderungen ersetzt werden, die zu den Schutzfaktoren einer Person passen. Gleichermaßen kann man aber die Belastungen und seine eigenen Ressourcen reflektieren, um zu erkennen, welche unbeachteten bzw. unausgeschöpften Ressourcen aktiviert und genutzt werden können.

Die Digitalisierung übt einen Einfluss auf unsere kognitiven Fähigkeiten aus:
Mit der Digitalisierung gehen auch entscheidende Entwicklungen einher, die unsere kognitive Leistungsfähigkeit betreffen. Doch was genau sind die neuen Herausforderungen für uns? Wir werden - anders als noch vor ca. 10 Jahren - mit einer Vielzahl an Daten, Informationen und Schnittstellen konfrontiert. Das bedeutet, dass eine neue Art der Interaktion hinzugekommen ist: Mensch und Maschine. Folglich wird von uns eine erhöhte Flexibilität sowie eine kontinuierliche Weiterbildung verlangt. Neuerdings haben wir eine andere Art des Arbeitens intensiver kennenlernen müssen: das mobile Arbeiten, das sich nun viel mehr in unsere neue Arbeitswelt integriert hat als vor der COVID-19 Pandemie. Also wird eine verbesserte und ständige Erreichbarkeit durch die Mensch-Maschine-Interaktion gefordert, da Diensthandys und Laptops die Möglichkeit hierfür bieten. Hiermit gehen Vorteile wie Zeitflexibilität einher, aber auch weitere Nachteile wie die Cyber-Sicherheit oder Arbeits- und Familienkonflikte. Hinzukommend wird eine Steigerung unserer eigenen Selbstkompetenz benötigt, da es in dieser komplexen, unsicheren und unvorhersehbaren Arbeitswelt wichtig ist, seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und dahingehend Entscheidungen zu treffen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, insbesondere den Bereich der Arbeitsunterbrechungen im Unternehmen selbst oder im Homeoffice und die Selbstkompetenz zu meistern, worauf wir im Artikel „Mentaler Aufwand bei Arbeitsunterbrechungen: Folgen für unsere Kognition und Selbstregulation“ näher eingehen.

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