Welchen mentalen Aufwand kostet mich eine Arbeitsunterbrechung und unterscheiden sich Reaktion und Verhalten, wenn Kolleg*innen oder mein Kind mich stört?
Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Kognition“?
Unter Kognition versteht man alle Denkprozesse und die geistige Wahrnehmung, die der Aufnahme, der Speicherung und Verarbeitung von Informationen dienen. Konkret zählen wir das Behalten oder Vergessen von Informationen zu kognitiven Prozessen. Außerdem können wir unter Kognition das Lernen, die Erinnerung, das Problemlösen, das logische Denken, die Sprache, das Gedächtnis oder die Emotionsregulation zusammenfassen. Unser Wissen nimmt im Laufe unseres Lebens zu – die allgemeine Leistungsfähigkeit hingegen bleibt konstant, während kognitive Verarbeitungsprozesse im Laufe der Zeit abnehmen; so beispielsweise das Arbeitsgedächtnis ab einem Alter von circa 50 Jahren, welches ebenfalls als Kurzzeitgedächtnis bekannt ist. Komplexe Zusammenhänge werden oft nicht mehr so gut erfasst und vieles wird schneller vergessen. Gleichzeitig nimmt die Fähigkeit der geteilten Aufmerksamkeit ab. Es fällt dem Betroffenen schwerer, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Vorsicht: Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme zählen nicht zu den normalen Alterungsprozessen und können Hinweise auf eine Demenzerkrankung sein. Betrachtet man die Arbeitsleistung einer Person oder den beruflichen Erfolg am Arbeitsplatz, ist allein die kognitive Leistungsfähigkeit hierfür kein Prädikator. Es ist wichtig, die individuellen Unterschiede und Rahmenbedingungen zu betrachten, bevor ein Urteil über die Kognitionsfähigkeit einer Person getroffen wird. Denn der Grund für eine unvollständige Ausschöpfung unseres Potenzials ist manchmal auf verschiedene Einflussgrößen zurückzuführen. Manchmal verfolgen Personen hiermit auch eine bestimmte Strategie, um sich somit beispielsweise weniger anstrengen zu müssen. Ebenso ist es nun mal nicht immer in jeder Lebenssituation erforderlich Höchstleistungen zu verbringen. In einigen Fällen dient unsere Kompensation sogar auch dem Verbergen von Schwächen.
Arbeitsunterbrechungen und Selbstregulation:
Wir unterscheiden zunächst zwischen internen und externen Arbeitsunterbrechungen. Mit externen Arbeitsunterbrechungen, also eine Unterbrechung durch einen Anruf von einem Kollegen während einer konzentrativen Phase, geht eine Belastung des Arbeitsgedächtnisses einher. Das bedeutet konkret, dass wir Informationen halten, währenddessen ein anderes Fachwissen oder Themengebiet abrufen und Denkprozesse neu beginnen müssen. Sehen wir in diesem Zusammenhang unsere Zielerreichung bedroht, kommt es zu affektiven Reaktionen (explosive Stimmungsschwankungen oder starke Emotionen), die innere Konflikte auslösen können. Interne Arbeitsunterbrechungen erhöhen hingegen den volitionalen Aufwand. Hiermit ist die Überwindung unserer internen Widerstände wie Unlustgefühle, Ängste, Ablenkungen oder Ziellosigkeit gemeint. Diese Aspekte wirken negativ auf unsere Handlungskontrollanforderungen ein und können in einer schnelleren Erschöpfung resultieren, da unsere Aufmerksamkeit für förderliche Informationen sinkt, die Unterdrückung ungünstiger Emotionen gefördert wird oder sich das Bewusstsein für positive Handlungskonsequenzen verringert. Eine insgesamt hohe kognitive Last, sowohl bei internen als auch bei externen Unterbrechungen, führt zu einem erhöhten Stresserleben, mehr Fehlern, einer geringeren Arbeitszufriedenheit sowie zu einer geringeren Leistung.
Post Covid: Viele Genesene haben Schwächen in kognitiven Tests!
Neueste Untersuchungen zeigen, dass eine Erkrankung mit COVID-19 auch bei jungen Menschen kognitive Störungen hinterlassen kann, die über ein halbes Jahr oder länger andauern. Diese Erkenntnis basiert auf neuropsychiatrischen Untersuchungen an einer Kohorte von Genesenen (740 Patienten im Alter von durchschnittlich 49 Jahren), die jetzt in JAMA Network Open veröffentlicht wurden.