Bei rund der Hälfte der Patient*innen mit Depression verschlechtert sich der jeweilige Krankheitsverlauf.
Die Folgen der Corona-Pandemie machen deutlich: Bei rund der Hälfte der Patient*innen mit Depression verschlechtert sich der jeweilige Krankheitsverlauf. Das berichtet ein Wissenschaftlerteam der Stiftung Deutsche Depressionshilfe im Fachmagazin Frontiers of Psychology (DOI: 10.3389/fpsyg.2022.789173).
Den Forscher*innen nach, ist diese negative Entwicklung der Depression auf die pandemiebedingten Einschränkungen der medizinischen Versorgung für depressiv Erkrankte zurückzuführen. Auch wird der durch Corona veränderte Lebensstil als Ursache genannt.
Die zugrundeliegende Analyse basiert auf Daten aus dem Deutschland-Barometer Depression – einer repräsentativen Befragung der deutschen Bevölkerung im Alter von 18 bis 69 Jahren. Sie umfasste 5.135 Befragte, darunter 1.038 Personen, die an Depressionen litten. Die Untersuchung wurde im Februar 2021 vorgenommen. 49 % der Befragten mit einer diagnostizierten Depression machten Angaben darüber, dass die Maßnahmen, die der Pandemie entgegenwirken sollten, einen negativen Einfluss auf ihre depressive Erkrankung ausübten. Hierrunter werden neue depressive Episoden, eine Verschlimmerung der Symptome, Suizidimpulse, Suizidversuches und anderes gezählt. Befragte mit einer Depressionsdiagnose, welche über Veränderungen im Lebensstil während der Pandemie berichteten, gaben 58 % eine Verschlimmerung ihrer depressiven Erkrankung an. Am häufigsten konnte eine Verschlechterung der depressiven Erkrankung bei denjenigen beobachtet werden, die eine fehlende Tagesstruktur oder verlängerte Zeiten im Bett berichtet haben (67 %). Bei den Umfrageteilnehmern, die aufgrund einer aktuellen depressiven Krankheitsphase besonders behandlungsbedürftig waren, gaben 56 % an von Einschränkungen in ihrer medizinischen Versorgung betroffen zu sein. Von ihnen äußerten 70 % eine Verschlimmerung ihrer depressiven Erkrankung wahrzunehmen.
„Unsere Studie hat gezeigt, wie wichtig es ist, die Gesundheitsversorgung auch in Krisensituationen aufrechtzuerhalten und den Zugang zu leitliniengerechter Behandlung für Menschen zu gewährleisten, die eine dringende Behandlung benötigen. Sie zeigte auch, dass politische Interventionen individuelle Verhaltensweisen beeinflussen können, die sich negativ auf depressive Erkrankungen auswirken können“, ziehen die Wissenschaftler ein Fazit.
Quelle: Ärzteblatt