In einer Studie aus Dublin wurde untersucht, wie sich die Behandlung mit diesen Medikamenten auf den Alkoholkonsum auswirkt. Und das Ergebnis ist bemerkenswert: Die Teilnehmer tranken nach der Therapie etwa zwei Drittel weniger Alkohol als zuvor.
28. Mai 2025 – Medikamente wie Liraglutid und Semaglutid sind vor allem als moderne Hilfen zur Gewichtsreduktion oder bei Diabetes bekannt. Doch aktuelle Forschung zeigt: Diese sogenannten GLP-1-Agonisten könnten noch viel mehr bewirken – zum Beispiel den Appetit auf Alkohol deutlich senken.
In einer Studie aus Dublin wurde untersucht, wie sich die
Behandlung mit diesen Medikamenten auf den Alkoholkonsum auswirkt. Und das
Ergebnis ist bemerkenswert: Die Teilnehmer tranken nach der Therapie etwa
zwei Drittel weniger Alkohol als zuvor.
Was wurde untersucht?
Die „Medication Weight Loss Clinic“ in Dublin begleitete über 260 Patientinnen und Patienten, die mit Liraglutid oder Semaglutid behandelt wurden. Die meisten hatten vor Beginn der Therapie regelmäßig Alkohol getrunken – im Schnitt etwa 23 Einheiten pro Woche (eine Einheit entspricht z. B. einem kleinen Glas Bier oder einem Schnaps).
Nach einiger Zeit unter der Behandlung sank der Konsum auf rund
8 Einheiten pro Woche – ein drastischer Rückgang. Auch bei Menschen mit
gelegentlichem Alkoholkonsum wurde eine deutliche Abnahme beobachtet.
Warum könnte das funktionieren?
Schon länger vermuten Wissenschaftler, dass GLP-1-Agonisten nicht nur beim Gewicht helfen, sondern auch Einfluss auf unser Belohnungssystem im Gehirn haben – also genau dort, wo Verlangen und Sucht entstehen. In Tierversuchen zeigte sich bereits, dass die Medikamente das sogenannte Dopamin-System dämpfen – das ist der Botenstoff, der beim Trinken oder anderen Genüssen ein gutes Gefühl auslöst.
Wenn dieses Belohnungssystem weniger aktiv ist, verliert
Alkohol scheinbar an Reiz. Erste Hinweise gibt es inzwischen auch bei
Menschen – etwa aus großen Gesundheitsdatenbanken aus den USA, die zeigen, dass
Patientinnen und Patienten unter GLP-1-Medikamenten seltener wegen
Alkoholproblemen behandelt werden müssen.
Was heißt das für die Praxis?
Die neuen Erkenntnisse wecken Hoffnung: Vielleicht können Medikamente wie Semaglutid in Zukunft nicht nur beim Abnehmen, sondern auch bei Suchtproblemen helfen – etwa bei Alkohol oder sogar Nikotin.
Allerdings: Derzeit gibt es noch keine eindeutige Zulassung oder Empfehlung für diesen Zweck. Die bisherigen Studien sind vielversprechend, aber oft klein oder noch nicht eindeutig. Größere Untersuchungen laufen bereits, zum Beispiel in den USA.
Fazit
Moderne GLP-1-Medikamente verändern nicht nur das Körpergewicht – sie verändern offenbar auch unser Verhalten. Für viele Menschen könnte das bedeuten: Weniger Verlangen nach Alkohol, möglicherweise sogar eine echte Unterstützung bei der Veränderung von Gewohnheiten.
Es bleibt spannend, was die Forschung in den nächsten Jahren noch ans Licht bringt. Bis dahin gilt: Wer bereits GLP-1-Medikamente einnimmt, darf sich nicht nur über weniger Kilos freuen – vielleicht auch über ein gesünderes Trinkverhalten ganz nebenbei.
Quellen:
1. Addiction Biology 2015; DOI: 10.1111/adb.12295
2. Nature Communications 2024; DOI: 10.1038/s41467-024-48780-6
3. JCI Insight (DOI: 10.1172/jci.insight.159863